Ha Long Bucht: Zwischen Traum und Touristenfalle? Ein ehrlicher Erfahrungsbericht

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Ha Long Bucht – wie aus dem Bilderbuch 

Die Ha Long Bucht, ein UNESCO-Welterbe im Nordosten Vietnams, wird weltweit als eines der spektakulärsten Naturwunder gefeiert. Mit über 1.600 Kalksteininseln, die aus dem Wasser steigen, bietet sie eine Kulisse, die in unzähligen Reiseführern, Magazinen und auf Instagram-Feeds als „atemberaubend“ und „einmalig“ angepriesen wird. Diese Faszination hat die Bucht zu einem der beliebtesten Reiseziele des Landes gemacht, das jährlich Millionen von Touristen anzieht. Doch der Schein trügt und steht im krassen Gegensatz zu den Erfahrungen, die wir dort gemacht haben. Der nachfolgende Blogbeitrag zeigt euch die Schattenseiten der vietnamesischen Sehenswürdigkeit.

Ha-Long-Bucht Sonnenuntergang
Ha Long Bucht Sonnenuntergang Felsen

Buchung der Ha Long Bucht Tour in Hanoi

Wir buchten über ein kleines Reisebüro in Hanoi eine 1-Tages Tour in die Ha Long Bucht für 35 Euro pro Person mit Abholung im Hotel und Rücktransfer. Mit im Preis enthalten waren:

  • Bus mit 35 Sitzplätzen
  • Eine Flasche Wasser pro Person
  • Englischsprachige Reisebegleitung
  • Eintrittspreise
  • Welcome Drink
  • Kajak fahren oder Bambus Boot in der Luon Cave
  • Vietnamesisches Mittagessen
  • Sunset Party
  • Handtuch für den Strand

Nicht mit dabei waren:

  • Getränke
  • Versicherung
  • Steuern
  • Trinkgelder

Das Reisebüro machte uns (natürlich) einen special price, indem sie uns eine 4-Sterne Tour anstatt eine 3-Sterne Tour für denselben Preis angeboten haben (den Unterschied haben wir bis heute noch nicht verstanden).

 

Tagesablauf der Tour

ZeitAktivität
8:00 – 8:45Abholung vom Hotel in der Altstadt von Hanoi und Abfahrt zur Halong-Bucht.
ca. 3 Stunden FahrtFahrt über die Autobahn nach Halong, inklusive 30-minütigem Stopp.
12:00Ankunft am Tuan Chau Hafen und Begrüßung durch die Crew auf dem Luxus-Kreuzfahrtschiff.
DanachBegrüßungsgetränk und Beginn des Ausflugs.
12:30Vietnamesisches Mittagessen an Bord, während das Boot an den Kalksteinfelsen vorbei fährt.
14:00Kajakfahren oder Bambusboot-Tour durch die Luon Höhle.
14:45Ankunft auf der Bo Hon Insel und Besuch der Sung Sot Höhle.
15:15Besuch der TiTop Insel mit Strand und Aussichtspunkt.
16:30Rückkehr zum Boot zur Sonnenuntergangsparty, während das Boot zurück zum Hafen fährt.
18:00 – 18:15Ankunft am Hafen und Rückfahrt mit dem Bus nach Hanoi.
21:00Ankunft am Hotel und Ende der Tour.

Fahrt zum Hafen – Verkaufstour und Lügen

Wir wurden relativ pünktlich am Hotel abgeholt. Bereits eine Stunde nachdem wir unterwegs waren, hielt der Bus für eine kurze Klo Pause. So weit so gut, allerdings folgte 10 Minuten, bevor wir am Hafen angekommen wären, nochmal eine Pause, die die in dem Tour Plan als 30-minütiger Stop angegeben war. Bevor wir ausstiegen, erwähnte unser Tour Guide noch, dass wir hier noch die Möglichkeit haben, Getränke einzukaufen, bevor wir aufs Boot gehen (das wird dann später nochmal relevant, wenn wir am Hafen ankommen). An dem 30-minütigen Stop wurden die Leute aus dem Bus gleich einer Person zugewiesen und das Ganze entpuppte sich schnell als Verkaufstour in einer Perlenfabrik. Tanja und ich haben uns von der Gruppe entfernt und die Zeit genutzt, um noch was zum Trinken zu organisieren. Die Preise waren – wer hätte es gedacht – viel teurer als in einem normalen Supermarkt.

Bei unserer Ankunft am Hafen folgte bereits die zweite Enttäuschung:  Unser Tour Guide machte eine Durchsage im Bus, dass keine Einweg-Getränke, weder Plastikflaschen, noch Dosen, erlaubt sind, und dass das eine Verordnung der Regierung ist und er da leider nichts machen kann. Nett, dass uns an der Perlenfabrik noch gesagt wurde, wir können dort Getränke kaufen. Tanja und ich glaubten dem Guide jedoch nicht, und nahmen die Flaschen im Rucksack einfach mit. Wir haben nirgendwo Schilder vorgefunden, wo ein Verbot abgebildet gewesen wäre und auch am Hafen selbst wurden Getränke in ganz normalen handelsüblichen Verpackungen verkauft. Da wussten wir schon: Unser Guide hat uns angelogen, damit die Leute auf der Bar an Bord und an den Touristen Stationen auch noch Geld machen können. Unser Verdacht bestätigte sich später immer noch mehr, als wir an den einzelnen Stops immer wieder dieselben Verpackungen sahen, die uns verboten worden sind, mit aufs Boot zu nehmen!

Willkommen an Bord und Besuch der Luon Höhle – zwischen Touristen und Touristen

Kurz danach sind wir auf das Sonnendeck gewechselt und wollten die Aussicht auf die Ha Long Bucht genießen, sie wurde jedoch von Tankern und Frachtschiffen leider etwas zerstört. 

 

Als wir auf dem Boot waren, wurden wir an einen Tisch für 10 Personen gesetzt. Unser (veggie-)Tisch war nur zur Hälfte voll, aber es dauerte nicht lang, bis eine zweite Reisegruppe ankam und die anderen Plätze besetze. Insgesamt waren 6-8 große Tische an Bord, alle waren belegt. Als das Mittagessen kam, wurde dieses in der Mitte des Tisches platziert. Keiner wusste, darf man jetzt schon anfangen, oder kommt das blöd. Irgendwann haben welche einfach schon mal losgelegt und die Hälfte leer gegessen. Die Teller wurden von links nach rechts gereicht und Essen fiel auf den Tisch, sodass es danach wie auf einem Schlachtfeld aussah. Tanja und ich haben nicht viel zu uns genommen, da uns das Essen ziemlich verging. Dazu gab es ein kleines Glas kalten Jasmintee als Willkommens-Getränk. 

Ha Long Bucht Luong Höhle

Endlich waren wir da: die Luon Höhle, wo wir kajaken konnten, nur leider sah man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Die Station war überlaufen mit Booten und Touristen. Die meisten nahmen sich ein Speedboot (was im Übrigen nochmal Aufpreis kostet). So konnten wir zumindest relativ entspannt bei der Kajak Station anstehen und flott loslegen. Unser Kajak wurde jedoch von den Bambus-Booten regelrecht zur Seite geschoben. Scheint so, als ob es nicht so gern gesehen ist, wenn man nicht nochmal einen Aufpreis zahlt. Wir haben trotzdem das Beste daraus gemacht und konnten ein paar ruhige Minuten am anderen Ende der Höhle genießen. 

Ha Long Bucht Luong Höhle 2
Ha Long Bucht Kajaking 2

2. Station der vietnamesischen Sehenswürdigkeit: Bo Hon Insel und Sung Sot Höhle

Tanja und ich haben uns gleich wieder nach ganz oben verzogen, um ein bisschen zu entspannen und ein paar schöne Fotos zu machen. Unser Vorhaben wurden jedoch durch die ganzen Boote und das ständige Gehupe zu Nichte gemacht. Wir beobachteten, wie Boote sich gegenseitig rammen, um durchzukommen, es war wirklich wild! 

Da wir auf dem Sonnendeck waren, haben wir nicht mitbekommen, was unser Tourguide in der Zwischenzeit zu den Gästen im Essensraum mitgeteilt hat, also stiegen wir mit von Bord, als wir die Bo Hon Insel erreichten. Als wir jedoch gesehen haben, wieviele Leute dort schon wieder anstehen, um in die Sung Sot Höhle zu laufen, wollten wir gleich wieder umdrehen. Nur leider war das Boot dann schon wieder weg und fuhr zu einer anderen Anlegestelle, wo wir nur hinkamen, wenn wir einmal die Höhle durchquerten. Die Höhle war wirklich schön, aber das Flair wurde einfach durch diese vielen Touristen zerstört. Die Vietnamesen baten an verschiedenen Stellen auch noch professionelle Fotos an, die man sich am Ende der Wanderung dann in einem Bilderrahmen abholen durfte. Es war einfach nicht mehr authentisch, sondern nur noch auf Massentourismus ausgelegt. Wir waren froh, als wir wieder an Bord waren und haben uns geschworen, bei der letzten Station erst gar nicht mehr auszusteigen, was sich im Nachhinein auch als richtig herausstellte.

Boote in der Ha Long Bucht

TiTop Insel – Letzte Station der Ha Long Bucht Tour

Es war wirklich irre, was wir hier erlebt haben. Es war so ziemlich für alle Boote der letzte Stop und entsprechend viel war hier auch los. Die Boote hupten sich gegenseitig zur Seite und rammten sich, um anlegen zu können. Wir haben das Ganze auf Video aufgenommen, weil wir es nicht glauben konnten. Uns fehlten die Worte, aber seht selbst

Wie schon gesagt, haben Tanja und ich uns dazu entschlossen, nicht von Bord zu gehen. Normalerweise hätte man dort noch baden gehen können, aber als wir die ganzen Touristen im Wasser gesehen haben, hat es und schon wieder gereicht. Auf dem Sonnendeck war es dafür schön entspannt, da sonst fast kein anderer Gast da war :).

Die Crew richtete währenddessen noch alles für die Sonnenuntergangsparty her. Das war das einzige, was uns ganz gut gefallen hat. Es gab Musik, ein paar Snacks und Früchte sowie Jasmin Tee und vietnamesischen Wein. Die Stimmung war super und wir hatten einen wunderschönen Sonnenuntergang an Bord. 

Nach einem langen Tag fuhren wir dann noch 2,5 Stunden zurück nach Hanoi mit insgesamt zwei kleinen Klo-Pausen.

Sonnenuntergangsparty auf dem Boot in der Halong Bucht
Allein auf dem Boot in der Ha Long Bucht

Fazit zu unserer Ha Long Bucht Erfahrung

Wir waren sehr positiv gestimmt, als wir die Tour antraten, aber je länger wir unterwegs waren, desto weniger hat es uns gefallen. Die Landschaft war wunderschön, wenn da nicht die ganzen Boote und die vielen Touristen gewesen wären. Also ganz anders, wie es die Medien einen anpreisen. Und auch die Aussage des Tour Guides, dass wir keine Getränke mit an Bord nehmen dürfen, war richtig unverschämt!  Der Massentourismus hat uns wirklich schockiert und das ist ganz und gar nicht das, was wir auf unseren Reisen normalerweise machen. Wir würden diese Tour daher nicht noch einmal machen und können sie auch nicht empfehlen. Jedoch kann Tanja aus ihrer vergangenen Vietnamreise noch gegenteilige Erlebnisse teilen: Eine 2- bzw. 3-Tagestour scheint wohl weniger touristisch zu sein.

Falls ihr aber wenig Zeit habt, und die Ha Long Bucht unbedingt sehen wollt, dann ist diese Tour auf jeden Fall eine Option!